Wie machen es woanders, oder es geht auch ohne die Versuch-und-Irrtum Methode

Ende des letzten Jahres haben wir mit weiteren 4 Mitarbeitern von Leben ohne Barrieren, z.u. (eingetragene Anstalt) Studienreise in die Schweiz angetreten. Diese wurde von unseren Partnern aus der schweizerischen Organisation Pro Infirmis organisiert.

Einen Teil der Studienreise haben wir den Besuchen der schweizerischen Sozialbetriebe gewidmet. Die Sozialbetriebe beschäftigen Behinderte oder Menschen mit anderen sozialen Benachteiligungen. Im Vergleich mit den Standardbetrieben sind diese Betriebe in keiner Hinsicht begünstigt und ihre produkte und Dienstleistungen müssen ein hohes Qualitätsniveau haben, um sich in dem Wetbewerb behaupten zu können. Der Ertrag der Sozialbetriebe wird in der Regel zurück in ihre Entwicklung investiert, und wird nicht unter die Eigentümer verteilt.

Die schweizerischen Sozialbetriebe, die wir besuchen konnten, wie z.B. Band-Genossenschaft, oder VEBO-Genossenschaft, haben uns buchstäblich verblüfft. Diese Betriebe beschäftigen Hunderte von Menschen mit gesundheitlichen Behinderungen in vielen Produktions- und Dienstleistungsbereichen. Holzbearbeitung, Komplettierungsarbeiten für Lebensmittelindustrie, Abfüllungsarbeiten für Pharmaindustrie, Handarbeit in riesigen Volumina für Druckereien und Lieferservice, Wäschereien, Großküchen, usw. Auf großen Flächen bedienen Behinderten mit Hilfe des Fachpersonals die modernsten Maschinen und Anlagen. Im Rahmen der verschiedenen Arbeitsschritte haben sie Möglichkeit, den Arbeitsplatz regelmäßig zu wechseln, damit auch ihre Arbeit abwechslungsreich ist. In diesen Betrieben arbeiten in der Schweiz wirklich sehr schwer behinderte Menschen, die bei uns oft für arbeitsunfähig gehalten werden, und die ihre Zeit in den Tagesstätten oder anderen Sozialanstallten verbringen. Hier bekommen sie zwar maximale Unterstützung, aber man denkt bei ihnen nicht daran, sie in den gewöhnlichen Arbeitsprozess zu integrieren. Mitarbeiter mit Down-Syndrom, Menschen nach der Hirnlähmung und weitere Menschen, sind in der Schweiz dank ihrer Arbeit stolze und selbstbewuste Mitglieder der Gesellschaft. Sollte sich ihr Gesundheitszustand verschlechtern, so können sie für bestimmte Zeit die entsprechenden Sozialdienste nutzen. Falls ihre Fähigkeiten wiederhergestellt werden, können sie wieder arbeiten gehen. Jeder Stellenbewerber kann bis ein halbes Jahr auf den Arbeitsstellen verbringen, die sich mit der Arbeitsdiagnostik beschäftigen. Hier werden seine Fähigkeiten, sowie sein Geschick, seine Präferenzen, Limite und Einschränkungen genau festgelegt, die bei behinderten Menschen in Betracht gezogen werden müssen bei der Auswahl von geeigneter Arbeit und Arbeitsumgebung. Die Betonung auf die Auswahl der geeigneten Arbeit garantiert, dass der Behinderte fähig ist, die gegebene Arbeit zu erlernen und sie zufriedenstellend auszuüben. Er steht also nicht unter dem Druck der Versuch- und- Irrtum- Methode, die unsere Behinderten manchmal bei Arbeitssuche erleben.

Wir hatten die Möglichkeit, die Beschäftigung von behinderten Menschen zu sehen, die anders eingestellt ist, was für uns sehr nützlich war. Die Erkenntnisse und Anregungen werden wir ganz sicher sowohl in die Arbeitsorganisation unserer geschützten Werkstätten, wie auch in die Entwicklung der Resozialisierungsdienste übertragen, die die Behinderten auf die Aufnahme in den Arbeitsprozess vorbereitet. Unsere Studienreise in die Schweiz  wurde unterstützt aus dem Partnerschaftsfonds, Programm schweizerisch-tschechische Zusammenarbeit. Sie wurde finanziell auch von der Region Hradec Kralove unterstützt. Interessante Fotos, Präsentationen und weitere Informationen über das Projekt finden sie unter: http//zbb.cz/svycarsko.

Der Artikel wurde im Zeitschrift Achat und auf den Onlineportalen Helpnet und Duhových novinách veröffentlicht.